Unter den Teppich gekehrt: die Randale in Peschiera del Garda
Eine gewalttätige Meute von 2500 nordafrikanischen Jugendlichen randaliert in einem idyllischen Urlaubsort am Gardasee. Doch die Mainstream-Medien ignorieren den Vorfall größtenteils. Was ist da los?
Ein Kommentar zu “Ein italienisches Touristendorf wird von nordafrikanischen Migranten gestürmt, Steine fliegen, und ein Mob bedrängt Mädchen im Zug – was in den Medien folgt, ist langes Schweigen” (veröffentlicht in der Neuen Zürcher Zeitung am 17. Juni 2022)
Es ist bereits viel gesagt und geschrieben worden über die zusehends befangene und unausgewogene Berichterstattung in den westlichen Mainstream-Medien, sowohl in Europa als auch auf der anderen Seite des Atlantiks. Jeder halbwegs belesene Medienkonsument wird unweigerlich festgestellt haben, dass es eine gewisse Schräglage gibt, eine ideologische Verfärbung, die man darin erkennt, dass Fakten so dargelegt werden, dass sie einem bestimmten Ziel dienlich sind und dass Diskussionen immer weniger Raum für abweichende Meinungen zulassen. Diese Schräglage kann man jedoch nur schwer erkennen, wenn der so genannte selection oder gatekeeping bias am Werk ist – das heißt: Wenn bestimmte Nachrichten in den Mainstream-Medien „herausselektiert“, also einfach überhaupt nicht behandelt oder nur am Rande erwähnt werden.
Genau das ist im Falle einer Meldung über Massenrandale geschehen, die am 2. Juni 2022 in Peschiera del Garda im Norden Italiens stattfanden. Peschiera ist ein Touristenort am idyllischen Gardasee, wo Touristen aus der ganzen Welt gerne ihren Urlaub verbringen und nebenbei ein bisschen Dolce Vita genießen. Am 2. Juni jedoch war Peschiera der Schauplatz eines gewalttätigen Massenmobs. Rund 2500 Jugendliche und junge Erwachsene, die meisten nordafrikanischer Herkunft, reisten unter dem Vorwand eines illegalen „L’Africa a Peschiera“ Festes ins Dorf. Die größtenteils betrunkenen und aufgedrehten Jugendlichen belästigten und attackierten Anwohner und Touristen – teilweise mit Taschenmessern –, trampelten auf Autos herum, zerstörten Strandliegen. Videoaufnahmen zeigen diese junge Männer, wie sie marokkanische Flaggen schwenken und „Hier ist Afrika!“ und „Das ist unser Gebiet“ rufen. Mehrere Mädchen und Frauen, die im gleichen Zug wie die Randalierer von Peschiera nach Mailand reisten, berichteten davon, umzingelt, sexuell belästigt und als „weiße Frauen“ beschimpft worden zu sein. Laut der Schweizer Neuen Zürcher Zeitung, einer der wenigen großen Zeitungen, die über den Vorfall ausführlich berichteten, erstatteten mindestens 16 Frauen bei der Polizei Anzeige.
Während die Randale in Italien eine Diskussion rund um sensible Themen wie Migration und Integration auslösten, war die Berichterstattung in deutschen und generell europäischen Medien quasi nicht-existent oder extrem zeitverzögert. Das ist vor allem deswegen höchst erstaunlich, da der Gardasee ein Hotspot für deutsche Touristen ist, vor allem für Reisende aus Süddeutschland. Man möchte meinen, dass Massenrandale von 2500 Jugendlichen in einem beliebten Touristenort die sofortige Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen müssten. Doch die meisten deutschen Medien ließen über zwei Wochen vergehen, bis sie einen Artikel veröffentlichten, ebenso die Schweizer NZZ (die FAZ und die Junge Freiheit scheinen die Ausnahme zu bilden).
Die Berichterstattung an sich verlief ziemlich erwartungsgemäß: Linksgerichtete Zeitungen sowie die Öffentlich-Rechtlichen spielten das zerstörerische Verhalten der Randalierer herunter und zeigten stattdessen mit dem Finger auf rechtskonservative Politiker und Demonstranten, die ein strengeres Immigrationsgesetz forderten. Rechtsgerichtete Medien berichteten detaillierter über die Brutalität der Randale, konzentrierten sich mehr auf die Opfer oder fügten Videos bei, um ihren Standpunkt deutlich zu machen.
Doch was ich an diesem Fall vor allem interessant finde, ist die Tatsache, dass die deutsche Presseagentur DPA sage und schreibe zwei Wochen benötigte, um über die Randale überhaupt zu berichten. Im Zeitalter des Internets ist eine Verzögerung von zwei Wochen ein Todesurteil für jegliche Nachrichtenmeldung.
Und so muss man sich fragen: Warum dauerte es zwei Wochen, bis die DPA (und infolgedessen die großen deutschen Nachrichtenanbieter) über solch ein heftiges Ereignis berichtete? Warum interessierte sich niemand dafür, diese reißerische (und dementsprechend lukrative) Meldung ans Volk zu bringen? Auf Nachfrage der NZZ meinte ein DPA-Sprecher, man habe „die Dimension des Themas verkannt“, doch das ist nur schwer vorstellbar.
Es nährt sich vielmehr der Verdacht eines selection bias, also das bewusste Selektieren oder Weglassen von bestimmten Meldungen auf Basis von ideologischen Gründen. In einer Medienwelt, die immer mehr vor allem damit beschäftigt ist, sich einer extremen Art der Political Correctness (aka Wokeness) zu unterwerfen, können Ereignisse wie die Randale in Peschiera eigentlich nur Tabu sein. Themen wie Migration, die Verbindung zu Gewalt, Rassismus und Diskriminierung (sowohl gegen People of Color als auch Weiße) und generelle Probleme der Integration (sowohl auf Seiten des Gastlandes als auch auf Seiten der Immigranten) sind mittlerweile zu heikel geworden. Es ist wie mit den drei Affen, die weder etwas sehen, hören noch sprechen wollen – lieber wegschauen und in glückseliger Ignoranz leben.
Aber was passiert mit einer Gesellschaft, wenn jeder wegschaut? Respektvolle und konstruktive Kritik jeglicher Art muss möglich sein in einer Gesellschaft, die sich selbst als demokratisch sieht. Kritik kann nicht selektiv sein, wenn sie unbequem ist; genau dann ist sie am wichtigsten. Doch während es akzeptiert, ja sogar applaudiert wird, wenn man sagt, dass europäische Aufnahmeländer in der Integration von Immigranten scheitern (was der Fall ist), so ist es enorm schwierig, wenn nicht gar unmöglich geworden, das Verhalten von Immigranten zu kritisieren, ohne dass man als Rassist abgestempelt wird. Es gilt nun als unangebracht, offen zu sagen, dass es vor allem junge Männer aus Nordafrika waren, die Peschiera del Garda überfallen haben. Oder dass Gewalt gegen Frauen überdurchschnittlich oft von jungen Männern aus dem Maghreb und muslimischen Ländern verübt wird (siehe: Sexuelle Übergriffe in der Kölner Silvesternacht 2015 oder in Mailand 2021, usw.). Oder dass die Integration von Immigranten mit diesem spezifischen Hintergrundprofil tendenziell sehr schwierig ist im Vergleich zu anderen Migrationsgruppen. Aus Vorsicht sagt also einfach niemand etwas.
Die voreingenommene Medienberichterstattung über die Randale in Peschiera (oder deren Nichtvorhandensein) deutet auf ein größeres Problem hin, das man überall in der westlichen Welt beobachten kann. Politische Hyperkorrektheit und „woke” Ideologie haben zu einer Art von Zensur geführt, die die Leute schlichtweg davon abhält, unbequeme Fakten zu konstatieren. Dies passiert in den Medien, es passiert in der akademischen Welt, in der Bildung, im Alltag.
Doch wenn der selection bias dazu führt, dass die großen Nachrichtenagenturen und Medienhäuser aus einer völlig verzerrten Political Correctness heraus über sensible Themen Stillschweigen bewahren, werden die Leute nur noch umso mehr den Eindruck bekommen, dass diese wichtigen Themen einfach unter den Teppich gekehrt werden. Das wird Misstrauen, Frust, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nur noch verstärken. Wir müssen es schaffen, offen über Ereignisse wie die Randale in Peschiera zu reden. Wir müssen über die darunterliegenden Probleme reden und über konstruktive Möglichkeiten, diese anzugehen. Wir müssen die politische Rechte, Linke und Mitte zusammenbringen, um eine konstruktive Debatte darüber zu führen, in was für einer Art von Gesellschaft wir leben wollen, wie diese funktionieren soll und wie Konsequenzen auszusehen haben. Ja, das mag unangenehm sein und ja, das mag vielleicht auch schmerzhaft sein. Doch Probleme müssen angesprochen werden, um sie zu lösen. Aus diesem Grund ist der selection bias womöglich einer der gefährlichsten Erkrankungen des Medienapparats. Denn der Affe, der sich der Realität verweigert, wird am Ende von ihr eingeholt werden – und dann ist es schon zu spät.
Über die Autorin: Jahrgang 1987, mit Wurzeln in Deutschland und den Philippinen, in Spanien ansässig. Konstante Neugier und Wissbegierde. Freiheit > Sicherheit. Sich selbst eine Meinung bilden > Gruppendenken. Kaffee > Tee. Podcast-Empfehlung: How Anti-Racism Is Hurting Black America | John McWhorter & Jordan Peterson
The English version of the article can be found here: