Leave Them Kids Alone
Die tsunamiartige Welle der Gender-Indoktrinierung rollt mit voller Wucht auf uns und unsere Kinder zu.
Jeder Mensch hat seine persönliche rote Linie, einen individuellen Punkt, an dem er sagt: bis hierher und nicht weiter. Eine meiner grundlegenden, unverhandelbaren roten Linien ist der Schutz von Kindern. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass ich als Lehrerin arbeite und diesen Job mit Herzblut ausführe.
Vor zwei Jahren hatte ich meine erste Erfahrung mit einer trans-identen Schülerin, nennen wir sie Nina. Ich kenne Nina seit der fünften Klasse, als sie im Alter von zehn Jahren an unsere Schule kam, das war 2019. Für ihr Alter war Nina schon damals auffällig groß und ein wenig fester, und als sie elf wurde, vollzog sich bei ihr eine rasante körperliche Veränderung. Sie war die erste in der Klasse, die weibliche Kurven bekam, während die meisten anderen Mädchen im gleichen Alter noch völlig kindlich blieben, sowohl körperlich als auch geistig. Ninas Klasse war ein interessantes Sammelsurium von Schülern: von kleinen Mädchen mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen, fleißigen Einserschülerinnen und einer burschikosen Basketballspielerin, über pre-pubertäre Fussballjungs, ein paar superbrave Leseratten und einen Netflix-Nerd, bis hin zu einem aufmüpfigen Legastheniker mit ADHS war alles dabei. Und da war Nina. Obwohl sie bei ihren Klassenkameraden gut integriert und aufgehoben war, so merkte ich bei ihr doch, dass es immer eine Art Barriere gab, immer eine gewisse Distanz, die sie von den anderen trennte. Sie verstand sich gut mit den Mädchen und Jungen ihrer Klasse, doch gleichzeitig war sie ihnen meilenweit voraus, bewegte sich gedanklich in ganz anderen Sphären. Sie war – wie viele ROGD1 Kinder – eine passionierte Manga-Leserin, verloren in Fantasiewelten, liebte es zu zeichnen und es wurde mir schnell klar, dass sie dank TikTok und Instagram über viele „Trendthemen“ aus den USA Bescheid wusste – von den neuesten Netflix-Serien bis zu Ideen der Gender-Ideologie –, derer sich andere Schüler vollkommen unbewusst waren.
Ein halbes Jahr nachdem ich Nina kennen lernte, kam die Corona-Pandemie und der Kontakt zu meinen Schülern beschränkte sich monatelang auf Videokonferenzen. Als die Kinder nach drei Monaten Home-Schooling und zwei Monaten Sommerferien wieder zurück an die Schule kamen, merkte ich zunächst keine Veränderung – wir waren alle einfach nur glücklich, uns wieder zu sehen und wieder in die Schule gehen zu können, wenn auch mit Maske. Doch dann, im Verlauf der sechsten Klasse, zeigte sich eine Veränderung: Nina trug ihr dickes schwarzes Haar plötzlich kurz und trug auf einmal eine Sportkappe. Sie zog sich weite schwarze Pullover an, die ihre Oberweite verdeckten.
Als ich nach einer längeren Krankschreibung wieder in den Unterricht zurückkehrte, merkte ich, dass einige von Ninas engeren Freundinnen sie mit einem neuen Namen und mit „er“ ansprachen. Ich erkundigte mich bei meinen Kollegen, was es damit auf sich hatte, und sie erklärten mir, dass Nina während meiner Abwesenheit ihren Namen geändert habe und als Junge angesprochen werden wolle. Viele meiner Kollegen zeigten sich diesbezüglich stutzig, benutzten jedoch zumindest den neuen Namen. Ich beschloss nach reiflicher Überlegung, die ganze Sache einfach nicht zu thematisieren, schließlich wusste ich aufgrund meiner Krankschreibung offiziell nichts von dem Namens- und Pronomenwechsel, und schon damals war mir vollkommen klar – obwohl ich weitaus weniger über das Thema Transgender wusste als heute –, dass es in Nina großes körperliches Unwohlsein auslösen musste, als extrem frühreife Elfjährige quasi im Körper einer erwachsenen Frau zu stecken. Diese Phase ist bei Mädchen alles andere als selten. Ich selbst lief in Ninas Alter fast ein Jahr lang mit Jungenhaarschnitt und Karohemden herum, weil ich die „mädchenhaften“ Mädchen total doof fand und ich noch nicht bereit war, meine kindlichen Fantasiewelten zu verlassen. Mein großes Vorbild war damals George von Enid Blytons Fünf Freunden (und genauso sah ich aus). Doch nur, weil ein Mädchen jungenhaft herumläuft, ist sie noch lange kein „Trans-Junge“.
Also versuchte ich im Unterricht stets gekonnt einen Bogen darum zu machen, Ninas Namen zu benutzen oder sie mit einem Pronomen anzusprechen. Ich ließ sie mit dem Thema einfach in Ruhe, gleichzeitig zog ich mein Unterrichtsprogramm aber wie gehabt durch. Ich erinnere mich an eine Unterrichtsstunde zu englischen Bedingungssätzen, die ich immer gerne mithilfe von Beyoncés Song If I Were a Boy einleite: Die Jungen sollen Sätze schreiben, was sie tun würden, wenn sie Mädchen wären, während die Mädchen Sätze formulieren sollen, was sie als Junge tun würden. Die Kinder hatten viele lustige Ideen, alle hatten Spaß und teilweise sangen sie das Lied noch wochenlang nach der Stunde. Ich erinnere mich, dass wir die Ideen der Klasse an der Tafel sammelten und Nina sich nicht meldete; aber auch hier ließ ich sie einfach in Ruhe.
Denn ich merkte, dass neben dem Unbehagen über ihren Körper gleichzeitig auch ein Unbehagen über ihren neuen Namen herrschte. Sie pochte nicht darauf, schrieb ihn selbst nicht auf Klassenarbeiten, und wenn ich sie versehentlich mit ihrem echten Namen ansprach, so korrigierte sie mich nicht. Als wir in der siebten Klasse auf Klassenfahrt gingen, stand es – zum Glück2 – außer Frage, dass Nina im Mädchenzimmer mit ihren Freundinnen unterkommen würde. Unter ihnen fühlte sie sich wohl. Und als sie dann begann, unter ihren Kapuzenpullis, die man vorne mit einem Reißverschluss aufmachen konnte, freizügige Tops zu tragen, stellte sich bei mir langsam das Gefühl der Erleichterung ein, dass sie diesen Teil ihres Körpers ganz offensichtlich zu akzeptieren bereit war. Keine Anzeichen von Brustbindern, stattdessen trug sie einen weiten Ausschnitt.
Mittlerweile unterrichte ich Nina nicht mehr, sehe sie nur noch auf dem Pausenhof mit ihren Freundinnen, ausnahmslos Mädchen. Die freizügigen Tops trägt sie immernoch, und ihre Haare sind wieder länger geworden. Die Sportkappe habe ich schon länger nicht mehr an ihr gesehen. Eine Kollegin meinte neulich zu mir, dass Nina in ihrer neuen Klasse zu ihrem alten Namen übergegangen sei.
Dass sich all diese Dinge um Nina so abspielen konnten, wie sie sich abspielten, ist dem großen Glück geschuldet, dass das Thema Gender-Ideologie hier in Südeuropa gesellschaftlich noch wenig relevant ist. Auch wenn es hier ebenfalls eine laute und mächtige Minderheit gibt, die zum Teil die politischen und akademischen Institutionen mit Gender-Ideologie indoktriniert hat (siehe das kürzlich verabschiedete Ley Trans in Spanien), so ist die Situation nicht zu vergleichen mit Ländern wie den USA oder Großbritannien. Noch nicht. Denn nach und nach tröpfeln auch bei uns die Ideen über Transition und Transgender über politische Institutionen, über das Internet und über soziale Medien in die Köpfe unserer Kinder. Und es trifft meistens genau solche Kinder wie Nina, die ohnehin eine schwierige Zeit in ihrer Pubertät durchlaufen: Sie sind die perfekte Zielscheibe für diese Ideologie, die droht, sie auf einen gefährlichen Pfad zu Pubertätsblockern und Hormontherapien, zu Geschlechts-OPs und Brustamputationen zu lenken. Ein Pfad, der es ihnen verwehrt, einfach so lange Kind zu sein, wie es nur geht. Ein Pfad, der Unwahrheit propagiert.
Beobachte ich die Entwicklungen im anglophonen Raum, wo man endlich beginnt, der Transgender-Epidemie unter Kindern und Jugendlichen entgegenzusteuern – die Schließung der Tavistock-Klinik in Großbritannien und Gesetzesvorhaben in mehreren US-Staaten, die Kindern den Zugang zu medizinischer Transition erschweren würden, machen Hoffnung –, so fühle mich in Südeuropa wie jemand, der wachsam die Ruhe vor dem Sturm abwartet, der noch in der Vergangenheit sitzt, aber die unheilvolle Zukunft bereits ganz genau kennt. Die tsunamiartige Welle der Gender-Indoktrinierung, von der wir bisher größtenteils verschont geblieben sind, sie rollt mit voller Wucht auf uns zu. In den knapp zehn Jahren, seit denen ich als Lehrerin arbeite, habe ich kein einziges „Trans-Kind“ erlebt, egal in welchem Land oder an welcher Schule ich gearbeitet habe. Nina war die erste Schülerin, bei der ich dies ansatzweise erlebt habe.
Nun haben wir seit diesem Schuljahr auf einmal offiziell zwei trans-idente Schüler an der Oberschule – beide „Trans-Jungen“, also Mädchen, die sich als Jungen identifizieren. In der Kindergartenabteilung unseres Schulkomplexes stellte sich neulich erstmals ein Erzieher mit seinen „präferierten Pronomen“ vor. Im Frühjahr gibt es einen neuen Sexualitäts-Workshop für Neuntklässler, bei dem nicht nur Dinge wie Beziehungen und Verhütung angesprochen werden sollen, sondern auch das Konzept von Gender. Der Zusammenhang zwischen der steigenden Thematisierung von Gender-Ideologie, der kontinuierlichen Propagierung derselben via Peers und Internet, und dem daraus resultierenden sozialen Ansteckungseffekt ist unübersehbar. Es ist ein Teufelskreis und der Preis dafür ist im Extremfall ein furchtbarer.
Ich habe Angst, dass aus den zwei trans-identen Schülern der Schule bald zwei „Trans-Kinder“ pro Klasse werden. Dass die durch Gender-Ideologie gestiftete Verwirrung bald wie ein Lauffeuer um sich greift und Geschichten wie die einer Klasse in den USA, in der ein Viertel der Schüler sich als trans identifiziert, hier ebenfalls bald Realität werden. Dass Eltern bald nicht mehr die Erziehungshoheit über ihre Kinder haben dürfen. Dass wir am Ende dieses Trans-Trends eine ganze Reihe von Mädchen wie Chloe Cole haben werden, die durch nachlässige Therapeuten und Ärzte und deren Fehldiagnosen in eine medizinische Transition getrieben wurde, die darin endete, dass ihr als 15-jährige beide Brüste amputiert wurden und sie nicht weiß, ob sie nach jahrelanger Einnahme von Hormonen jemals Kinder bekommen können wird.
Der Transgender-Trend – und ja, es ist ein Trend, um nicht zu sagen: es ist ein Kult – ist im Begriff, einer ganzen Generation von Kindern und Jugendlichen Schaden zuzufügen, der in vielen Fällen irreversibel sein wird. Wenn ich daran denke, wie glimpflich die Geschichte um Nina ausgegangen ist, dann hoffe ich inständig, dass die Wucht dieses Trends an uns vorbeigehen wird, dass wir möglichst verschont bleiben werden und uns die horrenden Erfahrungen aus Ländern wie den USA oder Großbritannien eine Lehre sein werden. Die politische Ebene können wir als Einzelpersonen nur bedingt beeinflussen. Im Alltag müssen wir dieser destruktiven Ideologie deshalb alles entgegensetzen, was wir haben. Kinder können sich nicht selbst schützen. Es liegt an uns Erwachsenen, mit Weisheit, Weitsicht und Mut ein gutes Vorbild zu sein, und die Transgender-Ideologie in ihrer Inkohärenz, Unwissenschaftlichkeit, Unwahrheit und Destruktivität zu entlarven, sodass sie weder in unseren Familien noch in unseren Kindergärten und Schulen eine Möglichkeit hat, sich zu verbreiten.
Nina ist nicht den Schritt zur Hormontherapie gegangen. Nina hat noch beide Brüste. Sie lässt sich ihre schwarzen Haare wieder länger wachsen. Sie scheint auf einem guten Weg zu sein, zu verstehen und zu akzeptieren und hoffentlich irgendwann auch positiv zu begreifen, dass sie ein Mädchen ist und eine Frau sein wird. Ohne Druck seitens anderer Schüler, Lehrer, Psychologen oder Ärzte hat sie ihren Weg gefunden. Manchmal, wenn ich sie auf dem Pausenhof sehe, kommen mir vor Rührung die Tränen, wenn ich darüber nachdenke, was vielleicht aus ihr geworden wäre, wären einige dieser Umstände nur minimal anders gewesen, hätte man sie von verschiedenen Richtungen aus mehr in ihrem Irrtum bestärkt. Kinder wie Nina, sie sind meine rote Linie. Und sie vor der Verstümmelung ihres eigenen Körpers zu bewahren, ist die roteste von allen.
Über die Autorin: Jahrgang 1987, mit Wurzeln in Deutschland und den Philippinen, in Spanien ansässig. Konstante Neugier und Wissbegierde. Freiheit > Sicherheit. Sich selbst eine Meinung bilden > Gruppendenken. Kaffee > Tee. Film-Empfehlung: “Affirmation Generation: The Lies of Transgender Medicine”
The English version of the article can be found here:
Der Ausdruck ROGD steht im Englischen für Rapid Onset Gender Dysphoria und wurde von Lisa Littman geprägt. Er beschreibt das Phänomen von Jugendlichen, die plötzlich Geschlechtsdysphorie (extremes Unwohlsein mit dem eigenen Geschlecht) entwickeln, ohne dass es in ihrer Kindheit jemals Anzeichen dafür gab.
Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie ich es als Lehrerin hätte organisieren sollen, hätte Nina mit den Jungen auf ein Zimmer gehen wollen: organisatorisch und rechtlich ein absolutes Minenfeld.