German Angst war gestern, German Insanity ist heute
Das neue Infektionsschutzgesetz zwingt Bürger ab dem 6. Lebensjahr in eine Impfauffrischung alle drei Monate, wenn sie der Maskenpflicht entgehen wollen. Willkommen in der Welt der German Insanity.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie George Orwells Klassiker „1984“ das aktuelle Weltgeschehen wie ein Prophet aus der Vergangenheit perfekt kommentiert: „Wenn die Gleichheit der Menschen für immer vermieden werden soll – wenn die Oberen, wie wir sie genannt haben, dauerhaft ihre Stellung behalten sollen –‚ dann muss der vorherrschende Geisteszustand kontrollierter Wahnsinn sein.“ Der Wahnsinn des Jahres 2022 schreitet in der Tat immer weiter voran, diesmal in Form des neuen Infektionsschutzgesetzes, welches aus der Schmiede von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Bundesjustizminister Marco Buschmann stammt. Realitätsferne, um nicht zu sagen Realitätsverlust, kennzeichnet dieses neue IfsG, das mit einer Winterreifenanalogie dem Regel- und Bürokratiewahn des gleichsam furcht- wie gehorsamen Corona-Staatsbürgers gefallen dürfte:
Die Regierung sieht darin unter anderem eine allgemeine FFP2-Maskenpflicht für Innenräume und öffentliche Verkehrsmittel ab dem 6. Lebensjahr vor, erweiterbar durch Tests in Schulen und Kitas und einer Maskenpflicht für Schüler ab der 5. Klasse. So weit, so irrsinnig. Doch nun die entscheidende Ausnahme: Wer „frisch geimpft“ ist, also wessen Impfung nicht länger als drei Monate (90 Tage) zurückliegt – oder wer „frisch genesen“ ist –, der ist von der Maskenpflicht befreit. Auch die Möglichkeit von Aufklebern zur Kennzeichnung dieser staatstreuen Impfabonnenten steht im Raum.
Im Umkehrschluss bedeutet das neue IfsG also: Wer sich bislang brav und ordentlich an die Vorgaben der Bundesregierung gehalten hat und sich drei Mal hat impfen lassen, der steht ab Herbst genauso im Regen da wie diejenigen, die sich gar nicht oder nur ein bzw. zwei Mal haben impfen lassen. Drei Mal impfen reicht nicht, es muss die vierte, fünfte, gar sechste Impfung für alle her – dann erlassen wir euch gnädig das Maskengebot. Dass es für die Wirksamkeit eines solchen Impfabos keine wissenschaftliche Evidenz gibt, ja Länder wie Israel eine vierte Impfung sogar effektiv ausgesetzt haben, interessiert niemanden. Die immer lauter werdenden Stimmen von Menschen, die teilweise massive Impfschäden davongetragen haben, genauso wenig. Selbst der Vorsitz der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Andreas Gassen möchte sich kein viertes Mal impfen lassen.
Dumm nur, dass die Bundesregierung insgesamt bereits rund 666 Millionen Impfdosen bestellt hat; das entspricht acht (!) Impfungen pro Bürger, wenn man Säuglinge miteinbezieht. Und diese mit deutschen Steuergeldern bezahlten Dosen müssen schließlich an den Mann bzw. die Frau kommen. Acht Pikse für das Wohl der Bundesrepublik. Die Lobbyisten von Pfizer/Biontech haben hier tatsächlich beeindruckende Arbeit geleistet und werden sich herzlichst beim Bundesgesundheitsministerium bedanken. Willkommen in der Welt der German Insanity.
Es ist purer Wahnsinn, der die deutsche Politik und leider auch eine große Anzahl von deutschen Bürgern im Griff hat. Wahnsinn entsteht oft aus Angst, aus einer Paranoia, die ihren Fokus nur noch auf die vermeintlich einzige große, am Horizont lauernde Gefahr richten kann, die alles andere ausblendet. Corona ist der perfekte Angsttreiber: ein Virus, das man nicht sieht, das ständig mutiert, das einem die Luft abschnürt, und jeden kann es treffen, sogar mehrmals. Nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie scheinen wir einen Zustand der konstanten Angst erreicht zu haben, angetrieben von einer ununterbrochenen Medienbeschallung, die Tag um Tag mit apokalyptischeren Prognosen aufwartet. Während die Angst vor Corona zu Anfangszeiten noch berechtigt gewesen sein mag, so kann davon nach zwei Jahren und mit dem Aufkommen milderer Varianten keine Rede mehr sein. Doch ist die Spirale der Angst erst einmal losgetreten, so sucht der durchschnittliche deutsche Staatsbürger nach der schützenden Hand der Regierung, die ihn durchs Unheil führen wird, und gibt dafür auch gerne seine Grundrechte ab. Erst war es „Flatten the Curve“. Dann Daheimbleiben für Oma. Maske tragen als Zeichen des Zusammenhalts. Eineinhalb Meter Abstand halten. Nur maximal eine haushaltsfremde Person treffen. Bloß nicht zu zweit auf einer Parkbank sitzen. Schulen schließen. Inzidenz runterbringen, am besten auf Null. Aber keine Sorge, nur bis zum Frühjahr, nur bis nach Weihnachten, nur bis wir das Virus endgültig besiegt haben.
Leider kann man ein Virus jedoch nicht besiegen, man kann es nicht kontrollieren. Insofern ist allein das namensgebende Ziel des Gesetzes – „Infektionsschutz“, also das kontrollierte Vermeiden einer Ansteckung mit einem Virus – ein Trugschluss, eine Wahnvorstellung, die mit der Realität nichts zu tun hat. Man kann allerdings, und das haben wir in den letzten zwei Jahren gesehen, Menschen mit Angst hervorragend kontrollieren. Man kann die Gesellschaft hervorragend spalten, indem man die Angst vor dem Virus zu einer Angst vor dem anderen macht. Vor dem, der die Maske nicht richtig trägt. Vor dem, der vielleicht nicht geimpft ist. Vor dem, der nur ein oder zwei Mal geimpft ist. Dass ein Großteil der Maßnahmen nichts anderes als politischer Aktionismus waren, die nicht nur ein Public-Health-Desaster verursachten, sondern auch eine wirtschaftliche Megakrise einleiteten, werden die Deutschen nun vielleicht langsam aber sicher verstehen. Zumindest werden sie es spüren.
Während die meisten europäischen Länder, vom liberalen Schweden, über das zunächst extrem drakonisch, dann sinnvoller handelnde Spanien, bis hin zu Frankreich und sogar Österreich sämtliche Coronamaßnahmen (vorerst) für beendet erklärt haben, geht es in Deutschland dank der German Angst in den dritten Corona-Winter voller irrsinniger Maßnahmen, die zu diesem Zeitpunkt nur noch reine Schikane sind. Ironischerweise ist es ausgerechnet Minister Lauterbach selbst, der sein eigenes Infektionsschutzgesetz ad absurdum geführt hat: Nur kurz nach der Ankündigung des Gesetzesvorschlags steckte er sich selbst mit Corona an – trotz vierter Impfung. Auf Nachfrage der Berliner Zeitung, wie lange dessen Impfauffrischung denn her sei – fand sie innerhalb der letzten 90 Tage statt? –, gab der Ministeriumssprecher folgende Antwort: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir nicht in Details zu medizinischen Angelegenheiten gehen können.“ Mal sehen, ob der Satz auch für den Ottonormalbürger ab Herbst an der Tür eines Fitnessstudios oder beim Kinobesuch gilt.
Der neue Vorschlag des Infektionsschutzgesetzes ist nichts anderes als eine Farce; es glänzt durch totale Willkür und das vollkommene Ignorieren der Lockerungen anderer europäischer Länder. Wenn Bundesjustizminister Buschmann im November 2021 noch das „absolute Ende aller Maßnahmen“ im März 2022 versprach und nun einen derartig absurden Gesetzesvorschlag unterbreitet, wenn Bundesgesundheitsminister Lauterbach von Millionen Bürgern verlangt, ihren Impfstatus preiszugeben, dies aber selbst nicht tun will, dann ist das nichts anderes als politische Heuchelei und Schikane. Es bleibt zu hoffen, dass das Volk seine German Angst endlich überwindet, und diese „Oberen“, wie Orwell sagt, in die Schranken weist (#RücktrittLauterbach), sodass sie ihren (un)kontrollierten Wahnsinn nicht weiter mit den Menschen treiben können.
Über die Autorin: Jahrgang 1987, mit Wurzeln in Deutschland und den Philippinen, in Spanien ansässig. Konstante Neugier und Wissbegierde. Freiheit > Sicherheit. Sich selbst eine Meinung bilden > Gruppendenken. Kaffee > Tee. Aktuelle Lektüre: “QualityLand” von Marc-Uwe Kling.
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